Berner Sennenhund
Der nebelfeuchte Berner Sennenhund
Was zeichnet den Berner Sennenhund aus?
„Nume nid gschrpängt!“ Wer diesen Satz für eine wilde Unterart der alt-isländischen Sprache hält, hatte noch nie etwas mit einem Berner zu tun. Weder mit den Menschen, die im schweizerischen Kanton Bern beheimatet sind, noch mit den von dort stammenden Hunden. Übersetzt bedeutet Nume nid gschrpängt ungefähr „Immer mit der Ruhe!“ – und das führt uns direkt zum Berner Sennenhund. Diese sind neben Käse, Uhren und Schokolade so etwas wie ein canider Exportschlager der Schweiz.
Ursprünglich hieß diese Rasse einmal „Dürrbacher“. Namensgeber war ein Wirtshaus im gleichnamigen schweizerischen Ort Dürrbach. Dieses war, wie so viele Wirtshäuser, verkehrstechnisch günstig zu erreichen und bot auch alkoholische Getränke feil. Die auf dem eigenen Hofgelände gehaltenen Hunde wurden von Gästen der Wirtschaft ab einem Blutalkoholwert von ca. 1,5 Promille gerne als „Vieräugler“ bezeichnet, was wohl auf die Fellzeichnung über den Augen der Hunde zurückzuführen war. Der Legende nach wurde an einem recht feuchtfröhlichen Abend in diesem Wirtshaus die Idee geboren, die vieräugigen Hofhunde doch einmal auf einer Ausstellung zu zeigen damit diese Hunde ein wenig bekannter werden.
Wie heftig diese Partynacht wohl schlussendlich war, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.
Die von den Gästen als „attraktiv“ bezeichneten Hunde wurden, wie im Suff angedacht, ausgestellt und wurden daraufhin langsam (sind ja schließlich Berner) auch außerhalb der Schweiz immer beliebter. Die Rasse war geboren, als der Schweizer Geologe und Kynologe den Rassestandard erarbeitete und den „Dürrbacher“ in den Berner (Sennenhund) umbenannte.
Der Berner Sennenhund hebt sich von den anderen Sennenhunden (Appenzeller, die man besser nicht überbacken sollte, obwohl der Verzehr von eigenen Tieren in der Schweiz erlaubt ist; Entlebucher, die aussehen wie entkernte und zu heiß gewaschene große Schweizer) optisch mit der Länge seines Fells ab. Während die drei anderen Schweizer Sennenhunde kurzes Fell in gleicher Optik des Berners tragen, steppt eben der Berner Sennenhund mit einem aristokratisch anmutenden, langhaarigen und dreifarbigen Pelz á la Jean Paul Gaultier auf die Bühne seines Lebens. Genau diese Optik soll den Hund auch so attraktiv für den Betrachter machen.
Was nicht erwähnt wird, ist die Aufnahmefähigkeit dieses Designerwischmopps auf Stahlträgerbeinen. Bei nassem Wetter sollte man seinen Berner nicht zu sehr drücken; es könnte sein, dass der Flächeninhalt des Urner Sees dabei aus den versteckten Reservoirs seines Fells schwappt. Und wo wir schon beim Wasser verlieren sind: ihrer Verwandtschaft zu Molossern verdanken sie auch eine gewisse Uneleganz beim Trinken. Hier hat es sich bewährt, einen Indoor-Teich als Trinkgelegenheit für den Berner bereit zu halten. Dies erinnert ihn nicht nur an seine ursprünglich heimische Alp; die Sumpfzone des Indoor-Teiches wird durch den Berner sehr zuverlässig bei sämtlichen Trinkvorgängen feucht gehalten.
Aber auch ohne etwas zu Trinken können Berner ihre Umgebung immer in einem leicht feuchten Zustand halten. Übereinstimmend wird berichtet, dass die bei dieser Rasse serienmäßig installierten Flächen-Lefzen für anhaltenden Sabberspaß sorgen. Hierdurch können Vertreter dieser Rasse auch als biologischer Stresstest für die Dichtigkeit von Fußböden genutzt werden.
Beim jährlichen Sabber-Weitwurf belegen Berner Sennenhunde in der offenen Alpenklasse regelmäßig die vorderen Plätze.
Charakterlich sind Berner wie Berner. Sie werden meist als gutmütig, freundlich, loyal und anhänglich beschrieben. Allerdings sollte man bei einem anhänglichen Berner auch bedenken, dass man selbst einen Fetisch für einen ständig nebelfeuchten 50-Kilo-Klumpen Fell haben sollte, der versucht einem auf den Schoß zu krabbeln. Oft gleichen sich Berner charakterlich ihren Besitzern an, wobei man immer berücksichtigen sollte, das der Berner dabei immer noch in seinem eigenen Raum-Zeit-Kontinuum bleibt. Durch dieses Kontinuum haben Berner eigentlich nie Stress. Bis einmal welcher im Hirn dieser Hunde angekommen ist, kann gut und gerne schon eine ganze Jahreszeit verstrichen sein. Es soll auch sehr lustige Berner geben. Langsam, aber sehr lustig.
Für wen sind Berner Sennenhunde geeignet?
Aufgrund der Langsamkeit könnte der Berner perfekt für Beamte sein. Hiergegen spricht jedoch deutlich, dass der Berner zwar langsam ist, aber dennoch einen Grund in seinem Tun haben möchte. Ein reines Befolgen von Befehlen wird man bei einem Berner niemals erleben; hierfür ist diese Hunderasse einfach zu intelligent. Dies ist für den Halter des Berners nicht immer gut, weil der Berner diese Intelligenz auch nutzt, um ihm angedachte Kommandos oder Befehle auf die Sinnhaftigkeit hin zu prüfen. Findet der Berner nach gründlicher Prüfung seinerseits keinen Sinn in dem ihm angetragenen Wunsch auf Befolgung einer Anweisung, befolgt er diese auch nicht.
Sinn oder Unsinn?
Hier sind also eher Pädagogik-Junkies oder Verfasser von Wikipedia-Artikeln als Halter gefragt, die dem Berner immer und überall die Logik von „Nein“ und sonstigen erzieherischen Maßnahmen erklären können. Auch sollten die zukünftigen Halter von Bernern gerade in der Welpen- und Junghundezeit ihres Tieres einiges an gemeinsamer Zeit in die Erziehung des nebelfeuchten Fellklotzes stecken. Sie investieren diese nicht nur in spätere Jahre, wo der Berner den Sinn von einem „Nein“ zwar immer noch nicht ganz nachvollziehen kann, aber seine so durch den Halter kommentierte Handlung dennoch abbricht weil er gelernt hat, dass der Aussprechende ab und an mal sinnvolle Sachen von sich gibt und ihm damit die Kernkompetenz bei Entscheidungen überlässt. Denn der Berner ist ja Berner – was er nicht tun muss, soll ein anderer tun. Währenddessen kann er sich das Wasser aus dem Fell drücken lassen oder hübsch auf dem Hof rumstehen. Dies kann diese große Hunderasse in Perfektion. Ab und an sollte man den eigentlich aktiven, aber zur Faulheit tendierenden Fellklumpen sportliche Einheiten angedeihen lassen. Denn wie Menschen neigen die bepelzten Vieräugler dazu, bei exzessivem Rumstehen oder -liegen fettleibig zu werden. Und wer will schon einen fetten Springbrunnen auf dem Hof stehen haben, der auch noch wegen Wasserstau im Fell riecht wie ein verschimmeltes Schaf? Wissenswertes über den Berner Sennenhund gibt es hier
Was solltest Du über den Berner noch wissen?
Auch bei den Berner Sennenhunden hat die Attraktivität des Hundes den Trend zum „Must have“, also zum Modehund, befeuert. Einige Vermehrer fühlten sich durch die plötzliche, hohe Nachfrage an Berner Welpen zu absoluten Höchstleistungen in puncto Ungesundheit und Wesensschwäche bei der „Zucht“ berufen. Auch bei dieser Rasse wurden sinn- und wahllos Tiere verpaart, die im besten Fall nur Geschwister waren. Heraus kamen auch hier einige restlos unnötige fancy Genetik-Gimmicks in die Rasse. Auf Platz eins der unnötigen B-Seiten ist die inzwischen recht kurze Lebenserwartung des Berners. Während andere Hunderassen dieser Größe gut und gerne auch 12 Jahre alt werden, hat wohl die „Zucht“ auf das passende Aussehen zum Mantel / der Handtasche / das neue Landhaus und immer mehr Körpergröße beim Berner die Lebenserwartung auf 7 – 9 Jahre verkürzt. Einen weiteren ersten Platz belegen auch merkwürdige Farbzüchtungen, die ebenfalls einige gesundheitliche Einschränkungen mit sich führen und tatsächlich nur dem einen oder anderen beim Ansehen gefallen. Für den Hund bedeuten diese Mode-Farben Taubheit, Seheinschränkungen und noch viel mehr. Der Halter erfreut sich nicht nur eines exorbitanten Kaufpreises für einen Welpen in Sonderlackierung – nein, er sollte auch gutes Geld in eine Krankenversicherung investieren oder reichlich Bock haben, sein Geld ständig an Tierärzte zu überweisen, die damit beschäftigt sind den Hund am Leben zu halten.
Hat man einen Welpen aus einer guten Zucht, sollte man sich vielleicht auch schon einmal mit dem Gedanken anfreunden, entweder dauerhaft in eine Tiefgarage zu ziehen oder – bei entsprechendem Geldbeutel – eine Hütte in den Alpen kaufen. Der Berner kommt nämlich super mit Kälte klar, ist jedoch sehr empfindlich gegenüber Hitze. Das ist auch verständlich, denn der Berner hat als Serienausstattung einen exorbitanten Pelzmantel ab Werk mit dabei. Dies war für seine ursprüngliche Arbeit auf Bauernhöfen im Kanton Bern auch äußerst sinnvoll, ist jedoch in der Stadt mit den dortigen wärmeren Temperaturen etwas tricky. Der Berner kann den Mantel nämlich nicht einfach gegen ein Sommerjäckchen austauschen. Dazu kommt, dass der Berner echt stolz auf seine Pelzjacke ist. Damit dieser immer schön aussieht, sortiert der Berner Sennenhund hässlich gewordene Haare eigenständig und kontinuierlich aus. Das hat zur Folge, dass der Berner einfach das ganze Jahr über wie besessen haart. Aber auch hier kann man aus der Not eine Tugend machen und die gesamte Wolle, die der Berner so über die Jahre abwirft, einfach in die Dämmung des eigenen Hauses integrieren. Alternativ empfiehlt sich ein Startup mit „Berner Dämmwolle“, wofür sie allerdings in einen der zahlreichen Berner Hundeclubs eintreten sollten. Hier können sich Halter der Berner untereinander trösten und Mut zusprechen – und natürlich auch die Haare ihrer Berner gegen andere Dinge tauschen. So gerüstet steht dem Startup nichts mehr im Wege. Außer ihrem Berner, der vielleicht gerade vor der Eingangstür ein Schläfchen hält. Über seine Gesundheit geht es hier weiter.
Was sind die häufigsten Erkrankungen beim Berner Sennenhund?
Leider zählt der Berner Sennenhund zu den anfälligeren Rassen, was sich auch in der relativ kurzen Lebenserwartung zeigt.
Durch die Größe und das Gewicht treten Erkrankungen im Bereich Hüftgelenksdyplasie (HD) und Ellbogendysplasie häufiger auf.
Weiterhin ist Osteochondrosis Dissecans (OCD) vor allem bei jungen Hunden im ersten Lebensjahr ein Thema und Maligne Histiozytose, eine vererbbare Tumorerkrankung, die fast ausschließlich Berner Sennenhunde befällt.